Es gab wohl noch keine so große Abstimmung darüber, an einem Ort nicht zu bauen, wie beim Volksentscheid zum Tempelhofer Feld. Zu über 64% entschieden sich die Berliner für den Vorschlag der Initiative „100% Tempelhofer Feld“, und so bleibt das Feld frei und die Bagger kommen nicht. Glückwunsch nach Berlin und 100% Freude!
In den ersten Reaktionen akzeptieren die Politiker zwar dieses Ergebnis, nehmen es aber nicht zum Anlass, generell umzudenken. Stadtentwicklungs-Senator Müller sagte im Fernsehen, Berlin brauche 130.00 neue Wohnungen. Hier spricht die junge Stimme der SPD-Betonfraktion, und wiederholt die Zahlen der Baulobby, die fast beliebig mit hysterischen Angaben um sich wirft – mal fehlen 50.000 Wohnungen allein in Berlin, jetzt also 130.000, und wer bietet mehr? Es lebten schonmal mehr Menschen in Berlin, wie hier beschrieben, also wird es Zeit darüber nachzudenken, ob Neubau wirklich der ständige Reflex sein darf, oder ob nicht ganz andere Lösungen gefragt sind: Zusammenrücken, Leerstand beseitigen, Ansprüche überdenken. In diesem Sinne wünsche ich dem Senat eine hundertprozentige Denkpause.
Auch in einem anderen Ort, über den hier berichtet wurde, könnte ein Neubau verhindert werden: in Varel, wo es Ärger um den geplanten Abriss und Neubau einer Kuranlage gibt, hat der kritische Bewerber Rainer Rädicker es gegen Bürgermeister Gerd-Christian Wagner in die Stichwahl geschafft. Da auch andere Bewerber nicht so neubaufanatisch waren wie der Amtsinhaber, gibt es Hoffnung für die Stichwahl.
Links zum Gespräch mit Felix Herzog und zu anderen Tempelhof-Beiträgen.
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“100% Tempelhofer Feld”
Freue mich ebenso.
Gut gemacht Berliner.