Schlagwort-Archive: Postwachstum

Marktwirtschaft reparieren

Cover Buch Marktwirtschaft reparieren

In der Praxis zeigt die Marktwirtschaft Schwächen: „Soziale Ungerechtigkeit, ökologischer Raubbau, entfremdete Arbeit, Lobbyismus, Korruption und Gier“ listen Oliver Richters und Andreas Siemoneit auf, und doch lohnt es sich ihnen zufolge, die Marktwirtschaft zu reparieren, wie sie in ihrem gleichnamigen Buch schreiben – denn in der Theorie sei die Marktwirtschaft eine noch unrealisierte, soziale Utopie (daher auch der Untertitel „Entwurf einer freiheitlichen, gerechten und nachhaltigen Utopie“). Sie loben den Grundgedanken einer leistungsgerechten und freien Ordnung mit Wettbewerb, und darin unterscheiden sie sich von manchen Wachstumskritikern. Oliver Richters und Andreas Siemoneit fordern kein neues System, sondern die Reparatur der marktwirtschaftlichen Ordnung, wodurch ihr Buch auf den ersten Blick weniger radikal daherkommt, aber bei näherer Betrachtung würden sie unser Wirtschaftssystem gründlich durchschütteln.

Das beträfe auch Bauen, Stadtwandel und Wohnen, die nur an einigen Stellen ausdrücklich erwähnt werden, etwa bei Mietsteigerungen und vor allem beim Bodenwert. Knifflig wird es, die wirtschaftspolitischen Aussagen auf den Stadtwandel zu übertragen, weil es beim Bauen nicht um ein übliches Konsumgut geht, sondern Weiterlesen

Postwachstumspolitiken

Cover Buch Postwachstumspolitiken

Was nach dem Wachstum der Städte kommt, kann man sich bildlich vorstellen: Keine neuen Häuser, das bedeutet alte Häuser zu pflegen und grüne Wiesen zu bewahren. Doch wie sieht die ganze Wirtschaft ohne (oder nach dem) Wachstum aus? Welche Wege führen zur „wachstumsunabhängigen Gesellschaft“? Die Vorstellungen dieser Wege unterscheiden sich und manche verschwinden in einem Nebel diffuser Ideen. Einen klaren Blick ermöglichen möchte das Buch „Postwachstumspolitiken“, in dem sich auch ein Beitrag von Daniel Fuhrhop dazu befindet, wie ein Bauverbot konkret aussehen würde; dazu später mehr.
Freundlich gesagt vereint das Buch eine Vielfalt von Beiträgen zu Postwachstum, zu den Möglichkeiten und Grenzen einer entsprechenden Politik und zu übergreifenden Debatten. Kritischer ausgedrückt unterscheiden sich die 22 Texte derart in ihren Sichtweisen und Disziplinen, dass wohl kaum jemand von allen gleichermaßen profitieren wird. Darum sei im Folgenden eine persönliche Auswahl von Beiträgen skizziert, durch die bereits Weiterlesen

Befreiung vom Überfluss des Bauens

Bücher "Verbietet das Bauen!" und "Befreiung vom Überfluss"

Drei Jahre jung und schon ein Klassiker: „Befreiung vom Überfluss“ von Niko Paech. Ebenso im oekom Verlag erschienen, aber erst im Herbstprogramm 2015: „Verbietet das Bauen!“ von Daniel Fuhrhop. Wie sich die Inhalte der beiden Bücher berühren, darum geht es im folgenden Text.

Aus Anlass des Vortrags zu „Verbietet das Bauen!“ in der Ringvorlesung Postwachstumsökonomie in Oldenburg am 9.12.2015 ein Text zu Bauen und Nichtbauen in den beiden Büchern Verbietet das Bauen! und Befreiung vom Überfluss.

Warum sind wir so wohlhabend? „Die enormen Steigerungen des materiellen Wohlstandes seit Beginn der Industrialisierung beruhen allein auf ökologischer Plünderung“, schreibt Niko Paech in seinem Buch zur Postwachstumsökonomie (Seite 56). Wenn wir uns von dieser Art des Wirtschaftens verabschieden, so argumentiert er, dann wäre dies eine „Befreiung vom Überfluss“ – wir gewönnen an Lebensqualität, indem wir zum „menschlichen Maß“ zurückkehren, so die Worte von Leopold Kohr und Friedrich Schumacher. Die Produktion von Gütern würde sinken, schreibt Niko Paech weiter, und der Einsatz menschlicher Arbeitskraft würde sich verschieben: „Handwerkliche und manuelle Tätigkeiten“ könnten „im Anschluss an die eigentliche Produktion dazu beitragen, dass die Güter länger genutzt und ausgeschöpft werden. Mittels eigener Instandhaltungs-, Pflege- und Reparaturmaßnahmen ließe sich die Nutzungsdauer der Produkte verlängern“ (Seite 60). Dieser Gedanke lässt sich auf Gebäude übertragen: Je weniger wir neu bauen, desto mehr Weiterlesen

Wahrheit beginnt zu zweit: Uwe Schneidewind

Ein Bauverbot wäre ein Teil einer suffizienteren Wirtschaft. Wie die aussähe und warum der Weg dahin schwerfällt, darum geht es im Gespräch von Daniel Fuhrhop mit Uwe Schneidewind, Präsident und wissenschaftlicher Leiter vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie.


Als Download (Klick mit rechter Maustaste, je nach Browser „(Ziel/Link) Speichern unter“):
WB2 Uwe Schneidewind

Auf diesem Blog auch eine Besprechung zu Uwe Schneidewind und Angelika Zahrnt Damit gutes Leben einfacher wird, Perspektiven einer Suffizienzpolitik.

Der Blog ist kostenlos, aber etwas wert – wieviel, entscheiden Sie auf diesen Wegen . Danke!

100% Postwachstum auf dem Tempelhofer Feld

Sollte am 25. Mai beim Volksentscheid die Mehrheit der Berliner gegen Neubau auf dem Tempelhofer Feld stimmen, dann wäre das ein Sieg für das Postwachstum. Der Begriff wird bezüglich des Bauens beim Wort genommen, denn das bisherige Wachstum zeigt sich bei unablässig neu wachsenden Bürotürmen, Shopping-Centern und Wohnsiedlungen. Es liegt wohl auch am weit verbreiteten Unbehagen gegenüber der bisherigen Bauwut, dass die Initiative „100% Tempelhofer Feld“ soviel Zuspruch erhält. Außerdem bekommen wir immer wieder vorgeführt, wie unwirtlich heutzutage neu gebaut wird, wie sehr an Umsatz orientiert und wie wenig an lebendigen Städten.

Einerseits ähnelt die Diskussion um Neubau damit derjenigen um jeglichen Konsum, weil Weiterlesen